Einmal komplett nassschwitzen in 5 Minuten….wie das geht? Ganz einfach: zum ersten Mal an einer Taijivorführung mit lauter langjährig Taiji praktizierenden Chinesen teilnehmen, vor vielen Menschen und dem chinesischen Staatsfernsehen…. Gibts nicht? Gibts doch….

Schon gestern hat Yang Laoshi erklärt, dass er heute Nachmittag (2.8.16) früh ins Yang Luchan Museum muss, weil das chinesische Staatsfernsehen CCTV kommen wird. Noch war unklar, warum und mit welchem Ziel. So haben wir nun heute morgen zunächst wie üblich trainiert. Die Mittagspause fiel kürzer aus und wir waren pünktlich am Museum. Eine Menge Leute waren schon da…..einige kannte ich, sie sind Schüler von Yang Zhen He oder Yang Jian Chao. Aber da waren auch noch andere Meister mit Ihren Schulen/Schülern.

Zunächst wurde viel gesprochen und mit den anwesenden Meistern diskutiert. Danach begannen die Vorführungen der verschiedenen Schulen: jeweils der Meister zeigte zunächst Tui Shou mit einem Schüler bzw. Yang Zhen He gemeinsam mit seinem Sohn Yang Jian Chao. Viele Zuschauer waren da, neben den Fernsehleuten – immer wieder gab es Applaus für die Vorführenden. Verschiedene Stile konnte ich sehen, neben dem Yang-Stil Meister Yang Zhen Hes eine Variante davon eines anderen Meisters und dann den Wu-Stil. Interessant wie unterschiedlich die Ausführungen ausfallen – ohne die Ideen, die hinter den Ausführungen stecken zu kennen, kann ich nicht beurteilen, ob „die anderen“ gut oder schlecht sind, das will ich auch gar nicht – gefallen hat mir aber der Yang-Stil Yang von Zhen He und Yang Jian Chao am besten. Völlig unvoreingenommen bin ich natürlich nicht….

Verschiedene Gruppen haben danach unterschiedliche Hand- und Waffenformen gezeigt, darunter von anderen Schulen auch reine Frauengruppen. Zwischenzeitlich hatte mich eine Taiji-Mitübende entdeckt und ins Gewimmel der Leute entführt. Klar, alle wollten wieder mal Fotos mit mir – was aber völlig in Ordnung war, alle waren sehr höflich, sehr freundlich. Ein junger Mann spricht mich dann auf englisch an und erzählt mir von seinen Plänen. Wir unterhalten uns sehr gut, bis wir wieder in den Innenhof gehen, in dem die Vorführungen gezeigt werden. Yang Laoshi kommt auf mich zu, ich soll bei der nächsten Vorführung der 38er Handform nach Yang Zhen He mitlaufen – in der Gruppe um ihn und seine Schwester. Mir wird etwas flau im Magen, das gibt es bei uns so nicht. Weder Wettkämpfe noch Vorführungen, schon gar nicht vor so vielen Menschen. Aber es gibt kein nein, ich hoffe, ich kann mich einigermaßen entspannen und vergesse nichts oder mache grobe Fehler….Die Zeit bis zur Vorführung vergeht viel zu schnell, schon stellen wir uns auf, ich bekomme letzte Informationen, dass wir nach dem 3. Kick nicht springen, weil einfach kein Platz ist. Ich bin jetzt schon nassgeschwitzt….Rundherum höre ich immer wieder „Deguo“ = Deutschland….es ist klar, dass ich zwar nur ein kleiner Teil der Gruppe bin, aber alle gespannt darauf schauen, was der Ausländer da macht und wie er/sie sich schlägt….Nun ja, es läuft einigermaßen, zufrieden bin ich nicht, ich war viel zu aufgeregt, aber grobe Schnitzer sind mir nicht unterlaufen, sogar der Lotuskick am Schluss hat geklappt.

Mein neuer Bekannter hat mir viele Bilder gemacht, während wir liefen – ich freue mich: ich habe ich zwar viele Bilder bisher gemacht – die erste Speicherkarte ist voll – aber auf den wenigsten bin ich selber drauf. Ein paar kommen hier:

Erst nach Verlassen des Museums erfahre ich, dass der Sender plant, einen Taiji-Wettkampf zu organisieren – noch vieles ist aber unklar, jetzt geht es ans Besprechen und Planen mit den Meistern der verschiedenen Schulen.