Wir sagen Tiruvannamalai heute adieu – weiter gehts es nach Kodaikkanal. Früh morgens um 6.00 h geht es los. Wiederum nehmen wir das Taxi, dieses Mal ist uns ein Großraumtaxi für uns alle zugesagt – ein Freund eines Freundes fährt uns die Strecke bis nach Kodaikanal – ca. 6 Stunden waren angekündigt – letztlich waren es dann 8 inklusiv einer kleinen, kurzen Pause.

Geregnet hatte es in der Nacht wieder einmal – nie lange, aber immer wieder ganz heftig – sagen mir die anderen. Ich habe wohl alles verschlafen und bin relativ fit um 6.00 h früh. Das Taxi steht unerwartet pünktlich vor der Tür und wir laden die großen Rucksäcke oben auf. Unseren Fahrer kennen wir schon – er hat uns schon vom Flughafen geholt und fährt nun mit uns allen nach Kodaikkanal. Einen Teil der Strecke fahren wir über den Highway. Die Straßen sind überwiegend gut ausgebaut, wir sind positiv überrascht. Aber mehr als 80 km/h fahren wir eigentlich nie. Ob es eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt wissen wir nicht, aber bei dem Verkehr und der Fahrweise sind 80 km/h angemessen. Es wird überholt, was das Zeug hält und dabei gehupt. Einmal hupen vom Fahrzeug vor uns heißt wohl „du kannst kommen“ oder von uns selbst „hallo ich bin da“, zweimal hupen von uns heißt „mach Platz“, dreimal hupen ist immer dann dran, wenn es doch ein bisschen eng wird. Und dann kommen uns auch immer wieder Fahrzeuge gegen die Fahrtrichtung entgegen. Egal auf welcher Straße. Schön sind die vielen blühenden Oleanderbüsche, die auf langen Strecken als Mittelstreifenbegrünung wachsen. Wächst nur Gras, sieht man auch immer wieder einmal Kühe grasen, hier dann aber zumindest meistens an der Leine und mit menschlicher Begleitung.

Viele Menschen sind heute morgen eh unterwegs. Die Dörfer gleich außerhalb Tiruvannamalais machen einen etwas besseren oder sagen wir weniger ärmlichen und weniger dreckigen Eindruck als das was wir in Tiru gesehen haben. Die Kühe sind wohlgenährter, die Sträßchen nicht nur Schlammlöcher. Und eine Stromversorgung scheint es überall zu geben. Aber Wasser ist wohl nicht überall so einfach verfügbar. Heute morgen sieht man viele Frauen, die das Wasser aus den Pfützen des Nachtregens in großen Krügen aufsammeln. Eigentlich sieht man eh vor allem Frauen, die arbeiten: sie sind für Haus und Küche zuständig, für die Kinder, führen die Kühe zum Grasen, arbeiten auf den Feldern….

Auf den Feldern wächst sehr viel – es scheint eine sehr fruchtbare Gegend zu sein und da wir gerade nach der Monsunzeit gekommen sind, ist alles noch sehr grün. Mais, Reis, Getreide, Kohl, Bambus und vieles mehr sehen wir rechts und links der Straßen. Spätestens ab April wird es hier in Tamil Nadu sehr heiß (über 40° C) und trocken sein, alles eher braun und grau werden. Jetzt schon sind die Flüsse, die wir überqueren, nur noch Rinnsaale. Aber die Länge der Brücken darüber mit dem Blick auf die unendlich weiten Flussbetten darunter läßt erahnen, welche gewaltige Wassermassen noch vor kurzem hier durchgeflossen sind – dieses Jahr war es ein besonders extremer Monsun, sagt man uns.

Die Berge sehen wir erst spät – 390 km fahren wir in der Ebene und die Berge verstecken sich sehr lange im Dunst. Kurz bevor es dann nach oben geht, sehen wir erste Palmenfelder. Kokospalmen mit verschiedenen Kokosnussarten gibt es hier viele – allerdings sind es meist in Monokultur angelegte große Plantagen. Auch riesige Mangobäume gibt es, die derzeit leider nicht tragen. Und dann geht es an einem großen Stausee vorbei bevor wir die letzten 45 km den Berg ganz ganz langsam hochfahren. Jeden Meter weiter hoch wird die Temperatur merklich angenehmer. Affen sitzen am Straßenrand und warten darauf, dass ihnen etwas zum Futtern von den Vorbeifahrenden zugeworfen wird. Die Straßen werden merklich enger, die Kurven häufiger. Weiter oben sehen wir dann viel Holz am Straßenrand liegen, abgerutschte Hänge und Straßen. Erst am nächsten Tag erfahren wir, dass vor rund 3 Wochen ein Zyklon hier oben gewütet hat, die Schäden sind enorm und unübersehbar. Unser Fahrer schätzt, dass es noch weitere 2 – 3 Monate gehen wird, bis alles wieder „normal“ wird. Wind in den Bergen gibt es oft und auch stark, aber diese Kombination aus heftigem Wind mit extremen Regenschauern ist für die Bergewohner etwas ganz neues. Auch hier sind die Probleme aus des Klimawandels angekommen – und es trifft die ganz Armen.

Die letzten Meter geht es dann auf einem kleinen, sehr engen Weg nach oben. Hier ist noch fast nichts geräumt worden und wir zweifeln erst einmal, ob das Navi unseres Fahrers den Weg auch richtig anzeigt. Aber es ist so und dann sind wir endlich oben bei Ama Samy und seinem Bodhi Zendo angekommen, das heute im Nebel der tiefhängenden Wolken liegt.