In Tiru hatten wir noch ein bisschen ganz freie Zeit vor unserer Weiterreise – die mein Mann und ich für einen weiteren Ausflug zur großen Tempelanlage genutzt haben. Den Markt und die Gassen rundherum wollten wir erkunden, ist doch beim Tempelbesuch leider regelrecht ins Wasser gefallen, da es genau zum Zeitpunkt des Verlassens der großen Tempelanlage angefangen hat zu schütten – wie aus Kübeln. Wir hatten noch Glück, dass wir im großen Torturm warten durften, bis sich das Schlimmste verzogen hatte. Aber die Straßen oder besser Wege waren danach in einem jämmerlichen Zustand. So hatten wir uns auf die große Hauptstraße konzentriert, die zumindest geteert war. Heute wollten wir in die kleinen Gassen drumherum. Eng, laut, unübersichtlich – und auch hier die Mopeds und kleinen Taxis überall. Mitten hindurch, ein Geschiebe und Gedränge, immer wieder heilige Kühe die irgendwo stehen, liegen, fressen und ihr Geschäft verrichten. Wir sind hier definitiv ein Hingucker, ich habe außer uns beiden keine Westler in den kleinen Gassen entdecken können. Die finden sich eher in den größeren Straßen, Tempel, Ashrams und den richtig guten Restaurants. Mich irritiert das ein bisschen – leben wollen hier viele aus dem Westen, aber wirlich leben wie die Inder wollen offensichtlich nur sehr wenige. Was zieht die Menschen dann hierher und vof allem: hält sie hier? Ist es einfach die Möglichkeit hier eine Art der Spiritualität zuleben, die in unserem Kulturkreis immer noch eher belächelt wird? Oder einfach weil hier jeder eine Nische findet, in der er genau so sein kann, wie er ist/sein will? Oder ist es doch einfach nur, weil wir Westler hier sehr günstig leben können – also das Geld?
In den Gassen findet sich alles, was man so braucht. Gemüse und Obst in einer sehr reichhaltigen Vielfalt, Gewürze wie Paprika und Chili, getrockneten Fisch, die Farbe in Pulverform, für die Farbtupfer am dritten Auge, Töpfe und Pfannen, Stoffe für alle Gelegenheiten wie fertige Kleidungsstücke. Dazwischen Schneider mit ihren uralten Nähmaschinen mit Fußbetrieb, Fahrradhändler und jegliches Handwerk. Sehr bunt sind außerdem die vielen Blumenläden, in denen die langen Blumenketten gebunden werden.
Nach rund 1 1/2 Stunden reicht es dann aber. Sowohl Auge wie Nase und Ohren haben genug – wir wollen zurück. Aber es ist extrem viel los heute, es ist schwer ein Taxi zu bekommen. Total verschwitzt und verdreckt, aber randvoll mit Erlebnissen und Eindrücken kommen wir im Gästehaus an. Die Dusche ist – wieder einmal – überfällig.