Auch heute geht’s früh um 9 Uhr los – heute mit Gepäck, da wir die nächste Nacht in Kasbek (Stepantsminta) verbringen werden. Die erste Strecke ist nicht lang – bald schon sind wir in Mzcheta, der früheren Hauptstadt Georgiens angekommen. Sie liegt am Zusammenfluss von Mtkvari (Kura) und Aragvi, den beiden wichtigsten Flüssen Ostgeorgiens. Gegenüber dem Zusammenfluss der beiden Flüsse liegt die Jvari-Kirche (6. Jhdt., Kirche zum heiligen Kreuz). Über Serpentinen und Kehren geht es hoch hinauf auf den Berg, der nach Westen mehr als 100 Meter steil abfällt. Die Geschichte des Ortes ist uralt: ursprünglich eine heidnische Kultstätte wurde hier später ein Kreuz, dann eine Kapelle und Ende des 6. Jhdts. die Jvari-Kirche errichtet – die bis heute weithin sichtbar auf dem Berg thront.
Hier beginnt unsere Tour in Mzcheta. Weiter geht’s in den Ort hinein, der vom Tourismus lebt. Mzcheta ist praktisch der „Vatikan Georgiens“ – das religiöse Zentrum des Landes. Hier soll durch die Heilige Nino die Bekehrung zum Christentum im 4. Jhdt. n.Chr. begonnen haben. Wir besichtigen die Sveti Tskhoveli (=lebensspendender Baum)-Kathedrale aus dem 11. Jhdt. (in der sich der Leibrock Christi befinden soll). Sie war zunächst nur als kleine Basilika im 4. Jhdt. n. Chr. erbaut, wurde mehrfach zerstört bzw. umgebaut. Im 11. Jhdt. wurde sie dann durch einen architektonisch völlig anderen „Kreuzkuppelbau“ ersetzt. Bis heute ist die Kathedrale eines der wichtigsten Gotteshäuser Georgiens und Wallfahrtsort. Die Fundamente der ersten Basilika wurden freigelegt und sind teilweise zu sehen (durch eine Glasabdeckung geschützt). Nur ein paar Minuten zu Fuß laufen wir bis zum Nonnenkloster Samtavro: daneben liegt die Heilige-Nino-Kirche, die wir auch anschauen.
Weiter fahren wir entlang der Georgischen Heerstraße nach Norden – Stück für Stück in den Kaukasus hinein. Vorbei am Schinwali-Stausee und der Ananuri-Wehrkirche – eine kurze Pause ermöglicht die Besichtigung und Fotos. Weiter geht’s – vorbei an unzähligen LKWs, die diese einzige Verbindung nach Russland nutzen. Nur in den abtrünnigen Regionen Ossetien und Abchasien gibt es weitere offizielle Grenzübergänge nach Russland. In Georgien nur den einen über die Heerstraße und die Darielschlucht. Diese Fernstraße ist daher sehr wichtig. Schon weit unten in der Ebene steht LKW an LKW – nur in kleinen Gruppen dürfen bzw. können sie weiterfahren – die Schlange geht über Gudauri (dem Skigebiet) und den Kreuzpass (fast 2.400 m) über Kasbek und danach weiter durch die Darielschlucht bis zur russischen Grenze. Wie lange man braucht, um wirklich über die Grenze zukommen – wir schätzen 2 Wochen (oder mehr). Im Winter ist die Straße nur dann gesperrt, wenn wirklich gar nichts mehr geht – aufgrund der Bedeutung bleibt sie offen, wann immer sie irgendwie befahrbar ist. Aktuell wird ein großer, langer Tunnel gebaut – auch mit Beteiligung chinesischer Firmen, der die Überquerung des Kreuzpasses überflüssig machen soll. Mit unserem Bus überholen wir die lange Schlange einfach – die LKW stehen nur an Stellen, an denen sie auf dem unbefestigten Seitenstreifen Platz haben. So können die zwei Fahrspuren (wir und unser Gegenverkehr) weiter voll genutzt werden.
In Kasbek bleiben wir nun – es sind nur rund 10 Kilometer bis zur russischen Grenze. Wir beziehen unser Hotel und können uns noch ein wenig ausruhen, bevor wir zum Abendessen wiederum zu einer georgischen Familie laufen. Warm anziehen müssen wir uns dazu – es ist kalt geworden. Über den Kreuzpass mit seinen 2.400 Metern Höhe und hier in Kasbek auf rund 1.700 Metern hat es deutlich abgekühlt. Die 4°C hier fühlen sich doch frisch an. Aber wir sind glücklich – das Wetter ist wieder einmal viel besser, als angekündigt. Sogar kurzärmelig konnten wir heute schon unterwegs sein.