Wir waren schon beim Antiquitätensammler – dachte ich. Aber heute stelle ich fest, dass das nur ein Teil seiner Sammlung war, denn wir haben eine Einladung zu ihm nach Hause bekommen. Draußen regnet es Bindfäden und wir müssen erst ein bisschen suchen, wo es hingeht. Die Wege – hier und überall – sind zwar meist gepflastert, aber nicht so wie wir es kennen. Die Steine bzw. Platten werden einfach verlegt, auf die Erde wie sie ist. Dass das nicht lange eben bleibt ist klar. So ist es nicht sehr verwunderlich,

dass man ständig stolpert, weil Kanten hochstehen oder Stücke abgebrochen sind. Außerdem bleiben bei Regen viele, viele – auch sehr große – Pfützen stehen. So wie heute – wir suchen eine höherliegende Platte nach der anderen und kommen mit halbwegs trockenen Füßen dann doch an. Und mir bleibt einfach nur der Mund offen stehen: hier gibts ja nochmals unendlich viele seltene, wertvolle (Einzel-)Stücke. Ganz besonders toll finde ich den großen Stempel: es sei der größte den es ja im Kaiserpalast gegeben hätte. Die Ausführung ist wunderbar, oben Jade, vorne ein Drachenmotiv aus Gold. Schwer ist er und wir drehen ihn nur ganz vorsichtig um, um auch den eigentlichen Stempel unten anzuschauen. Schränke, Flaschen, Rollbilder, Geschirr, echte Edelsteine und vieles mehr gibts zu sehen, vieles ist gut verpackt in einem Zimmer gestapelt. Und dann trinken wir von dem ca. 200 Jahre alten Tee – die gepressten Teeplatten mit dem Drachenmotiv – aus mehr als 100 Jahre alten Teeschalen, fein und durchscheinend. Ich traue mich kaum, sie anzufassen. Der Tee schmeckt – wie auch der „Gesundheitstee“ aus der Gallenblase eines Bären, den es zuerst gibt: chinesische Medizin erklären sie mir: der Bär steht für Kraft, so soll auch der Tee wirken.

Wieder einmal werden wir danach zum Essen eingeladen: Hot Pot gibts – jeder ist ein bisschen anders, heute schmeckts wieder mal sehr lecker. Und zur Feier des Tages bringt unser Gastgeber aus seinen Schätzen einen 1968er MouTai-Schnaps mit, den ich dann auch probiere.