Die rote Felslandschaft rundherum ist wirklich beeindruckend. Schon von weitem sehen wir die teilweise senkrechten Wände und bekommen einen ersten Blick auf die Gebäude, die da oben „hängen“. Es scheint recht wenig los zu sein heute, die Tickets bekommen wir schnell und dann gehts hinein. Die große Gruppe mit Wimpeln und Flaggen und Musik geht noch vor uns rein, dann kommen gleich wir. Unser erster Stopp
ist an einem Wasserfall. Hier üben wir unser Taiji – Meister Yang Jian Chao will erst nur den ersten Teil der 85. Handform, dann wiederholen wir doch nochmal und dann sollen doch Teil 2 und 3 dazu. Es ist ein schöner Platz hier zum Üben und bei aller Anstrengung dennoch sehr sehr erholsam und einfach schön.
Danach geht’s die erste lange, steile Treppe hoch, mitten in die Schlucht hinein. Von unten sehen wir nicht, wie weit und hoch es geht – das „oben“ liegt im Dunkel. Stufe für Stufe, Schritt für Schritt geht es hoch – ich bin nicht ganz schwindelfrei, zurückblicken kann ich nicht. Ich weiß aber, dass schon bald direkt über mir die Schlucht vom Wahrzeichen hier überspannt wird. Der Fuqing-Tempel in etwa 50 Metern über dem Boden (der Stelle an der der Wasserfall herunterkommt) ist einzigartig. Die Geschichte der Tempelanlagen insgesamt hier geht zurück bis in die Sui-Dynastie (581-618 n.Chr.) – etwa 1.200 Jahre alt sei der Fuqing-Tempel, sagt Meister Yang Jian Chao. Aber alleine die Vorstellung wie man das damals ohne die heutige Technik, ohne die Straßen hierher geschafft hat, fällt mir schwer. Es ist auf jeden Fall sehr sehr beeindruckend. Der Fuqing-Tempel auf der Bogenbrücke wurde vom Regisseur Ang Li nicht ohne Grund als Kulisse für Szenen seines Films „Crouching Tiger, Hidden Dragon/Tiger & Dragon“ ausgewählt. Am Schluss des Films ließ er die Schauspielerin Zhang Ziyi hier von dieser Brücke springen und davonschweben.
Aber das ist ja noch nicht alles. Wir laufen weiter, rund um den Berg herum. Es finden sich viele weitere Gebäude direkt am Fels und es geht höher und höher. Oben machen wir Pause: jeder hat was dabei, es wird ein lustiges Picknick, bevor es weiter geht. Einmal ganz rundherum laufen wir. Ich bin froh, dass ich nicht wieder die steile Treppe vom Anfang zurück hinunter muss 😊. Aber es ist dafür eine ganz schön lange Strecke. Von der anderen Bergseite haben wir noch an einigen Stellen einen wunderbaren Blick zurück, in die Schlucht mit dem Fuqing-Tempel aber auch auf die gegenüberliegende Bergwand mit den vielen Tempeln.
Es waren wirklich wenig Besucher heute hier, es gibt auch ganz andere Tage, meint Meister Yang Jian Chao. Und so lohnt sich beim letzten Teil des Abstiegs auch der „Blick zurück“, noch ein paar Fotos nur mit Landschaft und Gebäuden gelingen, die Ruhe und die besondere Stimmung der Anlagen einfangen.